Wer in Polen Urlaub macht, kommt an ihm kaum vorbei: Bernstein. Das fossile Harz, oft als „Gold der Ostsee“ bezeichnet, ist das wohl beliebteste Souvenir des Landes. Doch der Markt ist voll von Fälschungen, die für Laien kaum von echten Stücken zu unterscheiden sind. Dieser Ratgeber erklärt, wie man die Qualität von echtem Bernstein aus Polen bewertet, ihn mit einfachen Tests auf Echtheit prüft und welche Händler man für einen sicheren Kauf ansteuern sollte.
Naturprodukt mit Millionen Jahre alter Geschichte: Was echten Bernstein ausmacht
Besonders wertvoll und begehrt sind Stücke mit Einschlüssen, sogenannten Inklusen. Dabei kann es sich um prähistorische Insekten, Spinnentiere oder Pflanzenteile handeln, die im Harz gefangen und für die Ewigkeit konserviert wurden. Solche Stücke sind nicht nur Schmuck, sondern auch ein Fenster in eine längst vergangene Zeit. Die Qualität und Seltenheit der Inkluse bestimmen maßgeblich den Wert des Bernsteins.
Gefährlich ähnlich: Die häufigsten Fälschungen und wie man sie entlarvt
Weit verbreitet sind auch Kunstharze und Plastik. Diese Imitate riechen beim Erhitzen mit einer heißen Nadel (Vorsicht, der Stein wird beschädigt!) stechend und chemisch, während echter Bernstein einen harzigen Kiefernduft verströmt. Eine weitere Falle ist Kopal, ein deutlich jüngeres Baumharz. Es ist weicher, weniger widerstandsfähig und löst sich in Alkohol oder Aceton an, was bei echtem Bernstein nicht der Fall ist. Auch Pressbernstein, aus Bernstaub unter Druck gefertigt, ist qualitativ minderwertiger.
Die Hüter des Bernsteins: Die International Amber Association
Um die Qualität und Echtheit von Bernsteinprodukten zu sichern, gibt es die International Amber Association (IAA) mit Sitz in Danzig. Von ihr zertifizierte Labore und empfohlene Händler garantieren, dass es sich ausschließlich um echten baltischen Bernstein handelt. Wer auf Nummer sicher gehen will, sollte beim Kauf auf das offizielle Zertifikat dieses Verbandes achten.
Die Probe aufs Exempel: Einfache Tests für die Echtheitsprüfung
Ein weiterer Test ist die elektrostatische Aufladung. Reibt man den Bernstein kräftig an einem Wolltuch, lädt er sich elektrostatisch auf und kann kleine Papierschnipsel oder Haare anziehen. Dieser Effekt tritt bei Glas- oder Plastikimitationen nicht oder nur sehr schwach auf. Bei der Reibung entfaltet sich zudem oft bereits der typisch harzige Geruch, der ein starkes Indiz für die Echtheit des Materials ist.
Checkliste: Häufige Fallen beim Bernsteinkauf
- ☐ Der Preis ist zu gut, um wahr zu sein: Echter, qualitativ hochwertiger Bernstein hat seinen Preis. Extreme Schnäppchen sind ein starkes Warnsignal.
- ☐ Der fliegende Händler: Kaufen Sie nicht bei unautorisierten Verkäufern am Strand oder auf der Straße. Das Risiko einer Fälschung ist hier enorm hoch.
- ☐ Fehlende Zertifikate: Seriöse Geschäfte, besonders in Danzig, werben mit Zertifikaten der International Amber Association (IAA). Fragen Sie aktiv danach.
- ☐ Perfekte Gleichförmigkeit: Bernstein ist ein Naturprodukt. Eine große Auslage von Stücken, die in Form, Farbe und Größe absolut identisch sind, deutet auf maschinell gefertigte Ware aus Kunstharz hin.
- ☐ Kalte und schwere Stücke: Fühlt sich der „Bernstein“ in der Hand schwer und kalt an, handelt es sich mit hoher Wahrscheinlichkeit um Glas.
Auf Nummer sicher gehen: Tipps für den Bernsteinkauf in Danzig und anderswo
Experten, wie die erfahrenen Bernsteinschleifer in den Danziger Werkstätten, raten zur Vorsicht bei vermeintlichen Schnäppchen beim Kauf von Bernstein in Polen. Unrealistisch günstige Preise, besonders für große oder klare Stücke mit Inklusen, sind fast immer ein Zeichen für eine Fälschung. Man sollte den Kauf bei fliegenden Händlern am Strand oder auf Märkten ohne festen Stand meiden, da hier die Gefahr, auf Imitate zu stoßen, besonders hoch ist. Ein guter Händler nimmt sich Zeit für die Beratung und beantwortet Fragen zur Herkunft und Qualität transparent.
Tipps: So testen Sie die Echtheit von Bernstein – Praktische Methoden
Sie haben Bernstein gefunden oder möchten ein gekauftes Stück überprüfen? Mit diesen bewährten Methoden können Sie relativ einfach feststellen, ob es sich um echtes „Gold der Ostsee“ oder um eine clevere Fälschung handelt. Für ein zuverlässiges Ergebnis empfiehlt es sich, mehrere der folgenden Tests zu kombinieren.
1. Der Salzwasser-Test (Dichte-Prüfung)
- Benötigtes Material: Ein Glas, Wasser, Speisesalz (ca. 2-3 Esslöffel).
- Durchführung: Füllen Sie das Glas mit Wasser und lösen Sie so viel Salz darin auf, bis sich am Boden ein Satz bildet (gesättigte Lösung). Legen Sie nun den zu prüfenden Stein hinein.
- Ergebnis:
- Echter Bernstein: Schwimmt aufgrund seiner geringen Dichte an der Wasseroberfläche.
- Fälschungen: Glas, die meisten Kunststoffe und Pressbernstein mit hohem Kunstharzanteil sind dichter als die Salzlösung und sinken zu Boden.
- Wichtiger Hinweis: Einige leichte Kunststoffe (z.B. Polystyrol) und das junge Harz Kopal können ebenfalls schwimmen. Dieser Test ist daher ein guter erster Anhaltspunkt, aber nicht zu 100 % beweiskräftig.
2. Der Reibungs-Test (Elektrostatische Aufladung)
- Benötigtes Material: Ein weiches Tuch aus Wolle oder Baumwolle, kleine Papierschnipsel oder ein Haar.
- Durchführung: Reiben Sie den Stein kräftig und schnell für etwa 20-30 Sekunden an dem Tuch, um ihn zu erwärmen und aufzuladen. Halten Sie ihn sofort danach dicht über die Papierschnipsel oder das Haar.
- Ergebnis:
- Echter Bernstein: Lädt sich elektrostatisch auf und zieht die leichten Partikel sichtbar an. Oft verströmt er durch die Reibungswärme auch einen leichten, harzigen Duft.
- Fälschungen: Materialien wie Glas oder die meisten Kunststoffe lassen sich auf diese Weise nicht oder nur sehr schwach aufladen.
3. Der Fühl- und Sicht-Test (Haptik und Optik)
- Durchführung: Nehmen Sie den Stein in die Hand und betrachten Sie ihn genau, am besten unter einer Lupe.
- Ergebnis:
- Echter Bernstein: Fühlt sich im Vergleich zu seinem Volumen sehr leicht und bei Berührung warm an (er nimmt schnell Körperwärme an). Als Naturprodukt weist er oft kleine Unregelmäßigkeiten, winzige innere Risse oder unterschiedliche Farbverläufe auf.
- Fälschungen: Glas ist spürbar schwerer und fühlt sich immer kalt an. Kunststoff-Imitate fühlen sich oft „fettig“ an und können, wenn sie aus einer Form gegossen wurden, winzige Gussnähte aufweisen. Sehen viele Stücke eines Händlers absolut identisch aus, ist dies ein starkes Indiz für eine Massenproduktion.
4. Die Geruchsprobe (Thermischer Test)
- Benötigtes Material: Eine Nadel, eine Feuerquelle (Feuerzeug).
- Durchführung: Erhitzen Sie die Spitze der Nadel kurz, bis sie glüht. Drücken Sie die heiße Spitze nun für einen winzigen Moment auf eine unauffällige Stelle des Steins (z.B. an der Bohrung für die Kette).
- Ergebnis:
- Echter Bernstein: Verströmt einen deutlichen, angenehmen Duft nach Kiefern- oder Tannenharz.
- Fälschungen: Plastik schmilzt und riecht stechend und chemisch. Kopal riecht zwar auch harzig, aber oft süßlicher. Glas reagiert auf die Hitze gar nicht.
- ACHTUNG: Dieser Test hinterlässt eine kleine, permanente Schmauch- oder Schmelzspur auf dem Material.
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