Feste in Polen.

Polen ist ein Land mit einer reichen Tradition an Festen und Feierlichkeiten, die weit über den religiösen Rahmen hinausgehen und eine tiefe kulturelle Bedeutung haben. Traditionelle Feste in Polen prägen den Jahreskalender und verbinden religiöse Riten mit historischen und familiären Bräuchen, die bis heute bewahrt werden.

Januar: Neujahr und Dreikönigstag

Das Jahr beginnt in Polen traditionell mit dem Neujahrstag, an dem seit jeher Neujahrswünsche ausgetauscht und Besuche in der Familie abgehalten werden. Am 6. Januar wird der Dreikönigstag gefeiert, einer der ältesten christlichen Feiertage in Polen, der bis ins 4. Jahrhundert zurückgeht. Die Häuser werden mit geweihtem Weihrauch und Kreide markiert, was Schutz und Segen für das kommende Jahr symbolisiert.

Der Marzanna-Brauch – Den Winter ertränken!

Im Frühjahr pflegen die Polen den traditionellen Marzanna-Brauch: Eine Strohpuppe, die den Winter symbolisiert, wird in einen Fluss geworfen oder verbrannt. Diese symbolische „Ertränkung“ des Winters soll den Übergang zum Frühling einläuten und Platz für Wärme und Wachstum schaffen. Dieser Brauch stammt aus alten slawischen Ritualen und wird besonders von Kindern mit Freude ausgeführt.

Frühling: Ostertraditionen und Marzanna-Brauch

Ostern (Wielkanoc) ist das bedeutendste religiöse Fest in Polen und wird mit einer Vielzahl von Bräuchen gefeiert, wie dem Segnen der Speisen und dem traditionellen Teilen eines Ostereis zum Festmahl. Der Montag nach Ostern, bekannt als Śmigus-Dyngus, ist ein fröhliches Fest, bei dem Menschen sich mit Wasser bespritzen – ein Brauch, der den Übergang in die warme Jahreszeit symbolisiert. Ein weiteres beliebtes Frühlingsritual ist der Marzanna-Brauch, bei dem eine Strohpuppe ins Wasser geworfen wird, um den Winter symbolisch zu verabschieden und den Frühling willkommen zu heißen.

Die Wasserschlacht am Ostermontag – Śmigus-Dyngus

Am Ostermontag, bekannt als Śmigus-Dyngus, gehört es zur polnischen Tradition, sich gegenseitig mit Wasser zu begießen. Dieser Brauch, ursprünglich ein heidnisches Frühlingsritual zur Reinigung und Fruchtbarkeit, wird heute als lustige Wasserschlacht zelebriert, vor allem von Kindern und Jugendlichen. Ein alter Aberglaube besagt: Wer am Ostermontag nass wird, dem bringt das kommende Jahr Glück und Gesundheit!

Mai: Verfassungs- und Flaggentag

Der Mai ist in Polen von patriotischen Gedenktagen geprägt. Am 3. Mai wird die Verabschiedung der ersten europäischen Verfassung gefeiert, ein Symbol des Freiheitskampfes und des nationalen Stolzes. Am Vortag, dem 2. Mai, begehen die Polen den Tag der polnischen Flagge, der an das Aufhängen der polnischen Flagge am Brandenburger Tor nach dem Zweiten Weltkrieg erinnert. Dieser doppelte Feiertag ist von offizieller Zeremonien, Reden und Paraden geprägt.

Sommer: Fronleichnam und Dożynki

Im Sommer wird das Fronleichnamsfest mit farbenfrohen Prozessionen gefeiert. Straßen werden dekoriert, und es finden Prozessionen mit religiösen Symbolen statt, um die Präsenz von Glaube und Gemeinschaft in Polen zu betonen. Gegen Ende des Sommers finden in vielen Regionen die Dożynki, die traditionellen Erntedankfeste, statt. Diese Veranstaltungen feiern die Ernte und ehren die landwirtschaftliche Arbeit mit Musik, Tanz und Festmählern. Früher wurden solche Feste am Hof des Adels begangen; heute finden sie in Dörfern und Städten in ganz Polen statt.

Herbst und Winter: Allerheiligen und Weihnachten

Im Herbst, am 1. November, gedenken die Polen am Allerheiligentag und am darauffolgenden Allerseelentag ihrer Verstorbenen. Zu diesen Anlässen strömen die Menschen auf die Friedhöfe, schmücken die Gräber ihrer Angehörigen und entzünden Kerzen. Dieser Brauch zählt zu den feierlichsten und bewegendsten Traditionen des Landes.

Der Höhepunkt des Jahres ist das Weihnachtsfest. Der Heilige Abend am 24. Dezember, auch als Wigilia bekannt, ist ein feierliches Beisammensein der Familien. Das Abendessen beginnt traditionell mit dem Brechen einer Oblate und dem Austausch von guten Wünschen. Der Tisch ist festlich mit 12 fleischlosen Gerichten gedeckt, darunter Karpfen, Barszcz und Pilzsuppe. Der Abend endet in vielen Familien mit einem Besuch der Mitternachtsmesse, der sogenannten Pasterka.

Wigilia – Ein Platz für den unerwarteten Gast

Am Heiligen Abend, in Polen als Wigilia bekannt, wird traditionell ein zusätzlicher Platz am Tisch freigehalten – für einen unerwarteten Gast. Dieser Platz symbolisiert die polnische Offenheit und Gastfreundschaft, besonders gegenüber Fremden und Bedürftigen. Nach altem Glauben sollte niemand an diesem Abend allein sein – auch nicht der zufällige Fremde an der Tür.

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Abschließende Gedanken

Traditionelle Feste in Polen sind nicht nur religiöse oder historische Feiertage, sondern ein integraler Bestandteil des Alltags und des sozialen Lebens. In diesen Traditionen bewahrt die Kultur in Polen ihre Identität und schaffen eine Brücke zwischen Vergangenheit und Gegenwart. Ob im kleinen Familienkreis oder als große Feierlichkeit – diese Bräuche in Polen sind der lebendige Ausdruck der Verbundenheit und des Stolzes auf die reiche Kultur.