Der ehemalige US-Präsident Barack Obama sprach auf dem Impact’25-Kongress in Poznań über die geopolitische Lage, die Rolle Polens im Ukraine-Konflikt und die Notwendigkeit europäischer Eigenverantwortung in Sicherheitsfragen.
Im Rahmen seiner Rede beim Kongress Impact’25 in Poznań betonte Obama die fundamentalen Unterschiede zwischen seinem Weltbild und dem von Wladimir Putin. Er kritisierte die russische Politik als Weg zu Krieg und Unterdrückung und würdigte zugleich die Solidarität Polens mit ukrainischen Flüchtlingen. Darüber hinaus rief er Europa dazu auf, mehr Verantwortung für die eigene Sicherheit zu übernehmen.
Obama sprach über seine früheren Gespräche mit Wladimir Putin und betonte die grundlegenden Unterschiede in ihren Weltanschauungen. Er beschrieb Putins Sichtweise als von Misstrauen gegenüber dem Westen geprägt und kritisierte sie als Weg zu Krieg, Gewalt und Unterdrückung. Obama betonte, dass Verständnis für die Perspektive des anderen wichtig sei, um mögliche Kooperationsfelder zu identifizieren, wie es beim Atomabkommen mit dem Iran der Fall war.
Obama würdigte die „unglaubliche Großzügigkeit“ Polens gegenüber ukrainischen Flüchtlingen. Er betonte, dass diese Solidarität den Amerikanern Hoffnung gebe und ein Beispiel für internationale Zusammenarbeit sei. Obama hob hervor, dass solche humanitären Gesten die transatlantischen Beziehungen stärken und ein Zeichen für gemeinsame Werte seien.
Aufruf zur europäischen Eigenverantwortung
Der ehemalige US-Präsident mahnte in seiner Rede zu einem Umdenken innerhalb Europas: Die Verteidigung des Kontinents dürfe nicht länger primär auf den Schultern der Vereinigten Staaten ruhen. „Wir leben in einer Welt multipolarer Machtverhältnisse“, so Obama. In diesem neuen globalen Gefüge sei es essenziell, dass Europa lerne, sich sicherheitspolitisch selbst zu behaupten.
Die USA würden zwar weiterhin als aktiver Partner innerhalb der NATO auftreten – doch Obama stellte klar, dass die Erwartung an eine uneingeschränkte amerikanische Schutzgarantie nicht mehr zeitgemäß sei. Gerade mit Blick auf geopolitische Verschiebungen, insbesondere durch den Aufstieg Chinas, Indiens und Brasiliens, sei es für Europa an der Zeit, strategisch und militärisch eigenverantwortlicher zu handeln.
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Warnung vor politischer Polarisierung
Barack Obama nutzte seinen Auftritt auch, um vor einer der größten Herausforderungen westlicher Demokratien zu warnen: der zunehmenden politischen Polarisierung. Ohne konkrete Staaten zu benennen, sprach er über die wachsende Kluft zwischen politischen Lagern, die zunehmend von Misstrauen, Feindseligkeit und Desinformation geprägt sei.
Er verwies auf die Tendenz, politische Debatten in absolute Gegensätze zu überführen, bei denen es nicht mehr um Argumente, sondern um Identitäten gehe. „Wenn wir anfangen, unsere politischen Gegner nicht nur als falsch, sondern als Feinde zu betrachten, ist die Demokratie in Gefahr“, so Obama. Er sprach sich deutlich für Dialog, Kompromissfähigkeit und institutionelle Stabilität aus – Werte, die in polarisierten Gesellschaften zunehmend unter Druck geraten.
Der frühere US-Präsident betonte, dass Demokratien nicht an einem plötzlichen Umsturz zerbrechen, sondern durch schleichende Erosion. Dazu trügen unter anderem die gezielte Manipulation durch soziale Medien, die Untergrabung unabhängiger Institutionen und die wachsende Rolle von Verschwörungstheorien bei.